Um trotz längerer, welterkundungsbedingter Abwesenheit und ohne die großartige Unterstützung und Motivation vor Ort durch die LGS-Mitglieder dem Laufsport begeistert treu zu bleiben, bediente ich mich am weltweiten Halbmarathonbuffet und suchte mir eine interessante Strecke aus. Die angeblich landschaftlich beeindruckendste Laufstrecke in Australien sollte die Great Ocean Road sein! Gebucht!

Wie so oft bei Wettbewerben und im Laufsport sind die Trainings, die selten Erwähnung finden, die wirklichen Erfolge und Highlights des Laufens. Nach meinem (dank Norbert & Co.) geglückten Marathondebüt im Jänner 2013 in Marokko hielt ich die empfohlene Regenerationszeit von 3 Wochen strikt ein. Auf Bali (Indonesien) war das auch nicht unbedingt schwer, da diese Insel aufgrund der Infrastruktur wohl die läuferfeindlichste Umgebung war, die man sich nur vorstellen kann: Schon als Fußgänger ist man im balinesischen Straßenverkehr nahezu dem Tode geweiht, sodass die sicherste und zielführendste Art der Fortbewegung das Moped war. Die Straße ist also kein Ort, an dem man sich als lebensfrohe Läuferin fortbewegen möchte. Der Strand bot jedoch eine paradiesische Alternative für abendliche Läufe, sofern man die zahlreichen freilaufenden Hunde gekonnt ignorierte oder diese als Unterstützung für die, im Sand doch anstrengenderen, Intervallläufe nutzte.

Die Pfade zwischen den Reisfeldern erlaubten eine angenehme Trainingsroute, verglichen zu den Straßen.

Das wahre Läuferparadies eröffnete sich bei der nächsten Destination: NEUSEELAND !!! Kaum Verkehr, gute Straßenbedingungen, unendlich lange und abwechslungsreiche Laufstrecken, keine giftigen Tiere und das Beste: Die Landschaft ist so überwältigend schön, dass man sogar bei Intervall- und Tempodauerläufen vergaß, dass man sich am körperlichen Limit befand. Hier begann also mein Lauftraining für den Great Ocean Road Halbmarathon. Egal wohin die Reise ging, überall gab es hervorragende Laufstrecken und somit auch eine laufbegeisterte Bevölkerung. Meine Lieblingsstrecke war ganz klar am Lake Taupo, dem größten See Neuseelands. Eine flache, unendlich lange Strecke am Ufer des Vulkansees, der bei jedem Lauf ein anderes Bild bot und trotz seiner Schönheit verglichen zum auch ganz netten Wörthersee immer relativ menschenleer war.

Stewart Island, eine kleine Insel südlich von Neuseeland, war aufgrund mangelnder flacher und gerader Laufstrecken zwar nicht der ideale Ort, um sich mittels Intervallen entsprechend für einen Halbmarathon vorzubereiten, dafür aber gesegnet mit atemberaubend schönen Buchten, die u. a. hinsichtlich der interessanten Tier- und Pflanzenwelt (Albatrosse, Austernfischer, Kormorane, Kiwis, Riesenfarne, …) der Insel niemals langweilig wurden.

Noch schöner sollte jedoch die Westküste der Südinsel Neuseelands werden. Die Möglichkeiten an Trainingsstrecken waren unbegrenzt. Besonders interessant und abwechslungsreich zeigten sich die Wanderstrecken, die mitten durch die Regenwälder führten und aufgrund toller Ausschilderungen jedes Läuferherz höher schlagen lassen. Nicht aus Angst verloren zu gehen, sondern aus Freude an der Strecke smiley.

Mit all der positiven Energie durch die einzigartigen Trainingsstrecken in Neuseeland ging‘s dann zum Great Ocean Road Halbmarathon (19. Mai) nach Australien. Der gesamte organisatorische Aufwand hinsichtlich Transport, Übernachtung, Abholung der Starternummer etc. wurde dankenswerterweise von einem mittlerweile in Australien niedergelassenen Freund Wolfgang Platzer übernommen.

Das Laufevent wurde von den Organisatoren optimal vorbereitet. Mit Bussen wurden die Läufer zum Start gebracht, die Stimmung dort war phänomenal. Australier, bekannt für ihre Gemütlichkeit und Gelassenheit, scheinen den Laufsport generell sehr locker zu sehen, sodass man beim Start häufig hörte: „Enjoy your run!“. Und dieser Lauf war trotz maximaler körperlicher Anstrengung wirklich einer zum Genießen: Leichter Nieselregen zwischendurch schmückte die Küstenlandschaft mit Regenbögen. An den Labestationen gab es Isogetränke, Wasser, Bananen und Süßigkeiten, nämlich Jellybeans. Weniger amüsant für Zuschauer war, dass es zwei Wertungen gab: Die erste nach der Halbmarathon- bzw. Marathondistanz, die man wohl sehr einsam durchlief und das eigentliche Ziel bei Kilometer 23 bzw. 45, um den Lauf in Apollo Bay zu finishen. In einer Zeit von 1:56 Stunden erreichte ich die Finishline der Halbmarathondistanz bei strahlendem Sonnenschein.

Die endlos langen, flachen Laufstrecken in Australien bieten eine gute Grundlage um meine Halbmarathonzeit zu optimieren. Die beste Motivation neben dem Spaß am Laufen und die durch das Laufen entdeckten Winkel der Welt, sind die Lauffreundschaften, die länderübergreifend und weltweit verbindend wirken.

Bericht: Andrea Knafl