Bereits zum 26. Mal wurde in und um Lienz der Red Bull Dolomitenmann ausgetragen. Ohne groß zu übertreiben kann man diesen Teambewerb als eine brutal harte Angelegenheit einordnen: Der Berglauf fordert mit steilsten Abschnitten und fast 2000 Höhenmetern die Läufer extrem heraus, danach gehts für die Paragleiter rasant nach unten, wobei auch sie ihren Schirm nach einer Zwischenlandung gut 200 Höhenmeter nach oben schleppen müssen. Danach stürzen sich die Kanuten aus 7 Metern Höhe in die Drau und kämpfen sich durch zahlreiche Aufwärtspassagen bis zum Ausstieg beim Fluss Isel. Die Mountainbiker müssen auch über steile Rampen und über Tragepassagen zum Gipfel, bevor es über die Skipiste halsbrecherisch zum Ziel am Lienzer Hauptplatz geht. Nach Christian Müller im Vorjahr war auch dieses Jahr mit Norbert Zeppitz ein LGS-Läufer am Start: "Ich konnte über eine Facebook-Aktion von Gösser einen Startplatz ergattern und habe mich so gut es geht auf den steilsten Pfaden in der Nähe vorbereitet. Trotz vorheriger Streckenbesichtigung und guter Vorbereitung war ich aber aufgrund der Härte des Laufes, der starken Konkurrenz und der Verantwortung gegenüber dem Team sehr nervös."
Um 10 Uhr feuerte Werner Grissmann aus einem Jagdgewehr den Startschuss für den Berglauf ab. Am Start waren einige der besten Bergläufer der Welt, so zum Beispiel der regierende Berglauf-Weltmeister Petro Mamu und Berglauf-Legende Jonathan Wyatt. Dementsprechend ging schon auf den ersten 3 flachen Kilometern die Post ab. "Trotz der zahllosen Zuseher konnte ich zum Glück ein vernünftiges Anfangstempo finden", so Norbert zur hektischen Startphase. Spätestens ab dem Gogg-Steig war das Feld sehr weit auseinandergestreckt. Der steile und schwierig zu laufende Pfad sorgte bereits dafür, dass einige Läufer an ihre Grenzen stießen. "Ich konnte diesen Abschnitt recht gut bewältigen, auch wenn die ständigen Rhythmuswechsel durch Terrain, Stufen und Überholvorgänge einiges an Substanz kosteten." Danach geht es wieder einige Zeit kuppiert in Richtung Hallebachtal-Einstieg, wo das Rennen dann endgültig das Letzte von den Sportlern abverlangt. "Auch dort sparte ich noch einige Körner, denn ich wusste, dass der Spaß erst ab 1300 Metern Seehöhe, also noch mehr als 1100 Höhenmeter vor dem Ziel, richtig beginnt."
Währenddessen hatte sich seine Schwester, Fotografin, Fan und Betreuerin Manuela Zeppitz bereits beim Einstieg zum Hallebachtal an der steilsten Stelle des Laufes bei der gefürchteten Leiter positioniert. "Ich lief beinahe die gesamte Strecke bis dorthin ab, also nicht einmal ganz die Hälfte der Höhenmeter, und stieß bei schwierigen Stellen wie am Gogg-Steig bereits an meine Grenzen und musste einige Male auf allen vieren den Berg bezwingen. Unglaublich was die Bergläufer hier leisten müssen", war sie von der Schwierigkeit des Laufes beeindruckt. "Während die ersten paar Läufer noch relativ locker wirkten, sah man die Läufer danach schon richtig hart kämpfen. Danach konnte ich mir auf dem Rückweg in die Stadt noch die Paragleiter-Landung und einige Kajak-Abschnitte ansehen. Für die Zuseher wird hier wirklich etliches geboten und ich kann nur jedem empfehlen, sich den Dolomitenmann einmal live anzusehen!" Norbert hatte aber natürlich mehr seinen eigenen Berglauf im Fokus: "Manu konnte mich gerade dort im heißesten und schwersten Abschnitt noch etwas motivieren. So konnte ich mich wieder gut fangen und mich Meter für Meter weiter nach oben kämpfen. Mental ist der Lauf auch unglaublich hart: Neben der hohen Anzahl an Höhenmetern hat man weiter oben noch damit zu kämpfen, dass man das Ziel schon sehr früh sieht, aber nicht und nicht näher kommt. Vor dem letzten Anstieg hatte ich schon beginnende Krämpfe an den Innenseiten der Oberschenkel, ich quälte mich aber hoch und über die rettende Zielline zu meinem vorsorglich im Kleidertransport deponierten Belohnungs-Radler!" Seine Zielzeit von unter 2 Stunden konnte er mit 1:57:57 erreichen und damit den 83. Rang erkämpfen (55. Amateur). "Ich denke, dass ich 100 Prozent meines Potentials abgerufen habe. Mir ging es zwar eigentlich durchgehend eher oder vollkommen schlecht, aber anders kann man diesen Lauf wohl kaum bestreiten."
Die unglaubliche Siegerzeit knallte der Eritreer Mamu mit 1:20:12 auf das Kühbodentörl. "Mit seinen 48 Kilo hatte er es wohl etwas leichter als ich mit 25 Kilo Ballast mehr", so Norbert schmunzelnd zum Klassenunterschied. Den bekamen allerdings auch die anderen Profis zu spüren: Fast 5 Minuten büßte der starke Japaner Miyahara ein, der vor dem gewohnt starken Routinier Jonathan Wyatt, der das Rennen perfekt einteilen konnte, als 2. am Sattel ankam. Wenig überraschend brachten die restlichen Sportler des Kleine-Zeitung-Teams Mamus Vorsprung ins Ziel. Das Gösser-Team von Norbert kämpfte sich dank konstanter Leistungen von Paragleiter und Paddler sowie starkem Auftritt des Mountainbikers noch auf den 66. Rang (37. Amateur) vor und so zeigte sich die Gösser-Mannschaft um Kapitän Hans Knauss sowie dem Gösser-Marketing sehr zufrieden mit der sportlichen Leistung und dem gezeigten Einsatz der 4 Sportler.
"Trotz aller Härte würde ich sofort wieder die Gelegenheit ergreifen, hier in Lienz an den Start zu gehen. Wo hat man sonst als Amateur oder Hobbysportler schon die Gelegenheit, sich mit den Besten der Welt zu messen und zusätzlich noch in einem Team mit Sportlern aus so verschiedenen Richtungen gemeinsam in einem Bewerb zu kämpfen? Außerdem glaube ich schon, dass ich den Lauf schneller bestreiten könnte", so Norbert mit schweren Beinen aber einem Grinsen im Gesicht zu seinem Erlebnis. "Es war einfach fantastisch, das ist wohl der Berglauf-Olymp und man muss hier auf jeden Fall mindestens einmal dabei gewesen sein." Für Frauen wird dieser Bewerb wohl aber auch in Zukunft geschlossen bleiben. Wenig stört das zumindest Manuela: "Also ich würde da sowieso nicht teilnehmen wollen, aber einige Frauen haben sicher das Zeug dazu, auch beim Dolomitenmann zu bestehen!"
Ergebnisse: http://www.pentek-timing.at/results/show_results.php?v=12174