In den letzten paar Jahren wurden in Mitteleuropa Hindernisläufe immer populärer. Dabei sind jedoch nicht die humorlosen 3000-Meter-Hindernis-Läufe auf der Bahn gemeint, sondern Läufe im Gelände, die durch Hindernisse wie Schlammgruben, Wasserbecken, Reifenstapel und Strohballen erschwert werden. Ebenfalls ganz im Gegensatz zur Bahn sieht man hier nicht einige wenige Elite-Läufer ihre Runden ziehen, sondern ein bunt gemischtes Feld mit teils kostümierten Läufern, die sonst an wenigen regulären Laufbewerben teilnehmen und für die daher eher der Spaß als Bestzeiten und Platzierungen im Vordergrund stehen.

So machte sich auch ein elitärer LGS-Zirkel auf den Weg nach Obertauern. Wir (Andrea Knafl, Manuela Zeppitz, Peter Jernej und ich, Norbert Zeppitz) reisten bereits am Freitagnachmittag über den Katschberg nach Obertauern an. Nach cirka zweistündiger Fahrt erreichten wir den ungefähr 1700 Meter hoch gelegenen Wintersportort. Nach Ausfassen der Startunterlagen, sogar mit Ärmlingen im Startersackerl, auch für unsere am Samstag nachreisenden Freunde Marcus Schönfelder, Marijan Kezar und Florian Zwattendorfer, wurde die Pastaparty gestürmt, die angenehmerweise gleich etliche Nudelsorten mit verschiedenen Saucenvarianten in Buffet-Form zu bieten hatte und so schon für die erste positive Überraschung sorgte. Da das Rennen erst am Samstag um 12 Uhr starten sollte, blieb noch genügend Zeit für ausgiebige Besprechung der Renntaktik für den folgenden Tag sowie für die Einschüchterung der Vereinskolleginnen und -kollegen (die laufstarken Schwächlinge gegen die ausdauerdefizitären Bodybuilder) in Anbetracht der 2 Runden mit insgesamt 18 Kilometern, 650 Höhenmetern und 32 teilweise fordernden Hindernissen.

Die ausgiebige Zeitspanne vor dem Rennstart wurde vor allem mit der Auswahl der richtigen Kleidung in Bezug auf die eher kühle Temperatur, die Wasserlöcher (was saugt sich wie intensiv mit Dreck und Wasser an) und eventuelles Wegwerfen der Sachen (Schlamm, scharfe Kanten) sowie der Schuhe verbracht. Zudem wurden alle möglichen und unmöglichen Körperstellen abgetapt und die Schuhbänder entsprechend gut gebunden. Zudem wird die Kriegsbemalung aufgetragen: Rambo-Streifen, Pocahontas und Kätzchen sind die gefragtesten Motive. Nach kurzem Einlaufen ordnete ich mich gleich ganz vorne, nur knapp hinter Langlaufolympiasieger Christian Hoffmann ein.

Hindernis 1: Eigentlich sollte da ein steiler Berg sein. Es geht aber nur leicht flach ansteigend dahin. Naja, manche Flachlandtiroler, die ganz vorne gestartet sind, fallen schon zurück. Ich laufe einmal so auf Position 6-8.

Hindernis 2: Jetzt kommt eine Schneekanone, die einem etwas Wasser in den Rücken spritzt. Alles immer noch halb so wild, so könnte es weitergehen.

Hindernis 3: Etliche aufgehängte Sandsäcke. Sehr trivial wenn man fast alleine läuft. Hinten weiter wird das aber angeblich zu einem richtigen Knockout-Parcour. Dort soll es sich auch bei diesem Hindernis gewaltig stauen. Danach kommt eine Holzkisterl mit knöcheltiefem Schaum. In der zweiten Runde türmt sich der Schaum allerdings schon einen Meter hoch, aber nur auf der rechten Seite. Links laufe natürlich ich.

Hindernis 4: Bauschuttcontainer mit Schlamm und Wasser kosten erstmals etwas Zeit. Die Profi-Hindernisläufer fliegen richtiggehend drüber. Das Runterspringen bringt meine Aufhängung bei den 3 Containern an die Grenzen. In der 2. Runde lieber seitlich abschwingen. Zudem stehen die Container direkt auf Asphalt und ein Köpfler auf den Boden wäre wohl beinahe tödlich ... Beim zweiten Mal ist der Schlamm schon richtig durchgemischt. Deswegen landen auch einige Steine in meinen Schuhen. Das lenkt ab, wenn man versucht, während dem Laufen einen Stein in eine nicht schmerzhafte Position zu bringen.

Hindernis 5: Strohballenpyramide. Geht auch recht locker dahin. Nur keinen Stress, aus dem 5. Platz ist inzwischen der 8. oder 9. geworden.

Hindernis 6: Jetzt gehts ins Wasserbecken. Zum Glück ist es bei mir nur hüfttief. Ein Hobbit möchte man bei diesen Wassertemperaturen nicht sein. Die Muskeln machen sogar nach diesen 20 Sekunden im Wasser komplett zu. Zum Glück ist diese Hinderniskaskade vorbei. Es geht trailig und kuppiert weiter und ich hole wieder auf.

Hindernis 7: Ein Reifenhaufen, wie trivial denke ich mir! Aber mit wackligen Beinen und Reifen endet das wieder mit allzu großer Anstrengung. Ein Köpfler fast in einen LKW-Reifen hinein, eine Rolle nach außen, 3 Plätze und 20 Sekunden verloren. Zumindest geht es jetzt Richtung Berg, Gelegenheit wieder meine Stärken auszuspielen.

Hindernis 8: Senkrechte Holzstufenwand. Kostet wieder Zeit, geht aber locker, dann rauf zu einer Alm und der Labe und wieder runter zur Wand. Ein Abstieg Marke Koschuta-Berglauf. Der spätere Sieger Christian Hoffmann ist schon weit weg, Platz 2 aber fast noch in Sichtweite. Es geht wieder zurück, es folgen ein paar leichte Bachdurchquerungen und eine schöne Traverse zum nächsten Bergaufstück.

Hindernis 9: Schräge Holzstufenwand, und das gleich zweimal. Die zweite Runde endet schmerzhaft. Ich rutsche ab und reiße mir das Schienbein auf. Der Läufer neben mir meint, dass sogar ihm das weh getan hat. Doch es bleibt keine Zeit zum Jammern, es geht steil eine Wiese hinauf. Die Katze verkneift sich die Tatzenschmerzen.

Hindernis 10: Der Krabbelabschnitt mit Kuhfladen am Boden. Ich krabble langsam, die Zeit verrinnt. Manuela läuft dort gleich durch, könnte eventuell etwas  niedriger sein. Es geht steil nach unten und über die Aussichtsterrasse einer Almhütte.

Hindernis 11: Die Wasserrutsche! Ich hüpfe rein, allerdings auf der Seite ohne Wasser, sodass ich nicht wirklich Fahrt aufnehme. Immerhin erreiche ich so das Wasserbecken so langsam, dass ich aufstehen kann, bevor ich nass werde. Fast eine Runde geschafft und das Leiberl ist trocken! Die Schminke sitzt auch noch, alles perfekt!

Hindernis 12: Röhren zum Durchgehen, allerdings nur für sehr große oder dicke Menschen wirklich ein Problem. Meine Position ist immer noch so um die 20, obwohl mir das viel weiter hinten vorkommt. Jetzt kommen jedoch mehrere wirklich heftige Hindernisse in Serie.

Hindernis 13: Schräge Taue auf einen Baucontainer rauf. Keine Ahnung wie man da überhaupt raufkommt. Aber mich überholen nach einigen patscherten Schritten eh schon Läufer und ich kopiere deren Taktik. Rauf gehts dann so halbwegs. Runter? Ist noch jeder gekommen! Ein Schritt, ein Köpfler ich bin im Netz verheddert. Na immerhin nicht mit beiden Beinen durch. Wieder dauerts bis ich da draußen bin. Die erste Frau kommt so locker vorbei. Am Anfang sind die Taue noch bis zum Ende gespannt. So bleibe ich durch die dauernden Bewegungen des Taues noch einmal Hängen und stoppe den Fall mit meiner Hand am Asphalt ...

Hindernis 14: Gleich weiter mit Reifen im Container. Wieder furchtbar, in der zweiten Runde aber auch besser, da die Reifen nun stabil getreten sind.

Hindernis 15: Schneehaufen. Das geht, kennt man ja vom Training in den Bergen.

Hindernis 16: Ein Netz zwischen 2 Baucontainern. Ich sehe mein Leben an mir vorbeiziehen. Doch die rettende Idee kommt: Auf den Seiten kann man das seitliche Sicherheitsseil als Handlauf verwenden. Wieder runter, rechts um die Kurve und in die zweite Runde (1. Runde 47:30) oder gleich ins Ziel (1:37:27). Platz 30 Gesamt, 29. Mann.

Auf jeden Fall ein tolles Rennen, super Atmosphäre, schöne Strecke und fordernde Hindernisse. Wenn man Hindernisse mag. Also eher nichts für mich. Und die restlichen LGS-Heldinnen und -Helden: Pocahontas Manuela Zeppitz mag Hindernisse und Bergablaufen: Das ergibt Platz 9, sogar in unter 2 Stunden mit einem Negativsplit! Andrea Knafl wird 36. und genießt die tolle Atmosphäre entlang der Strecke. Marijan Kezar kommt deutlich unter 2 Stunden ins Ziel, woran Marcus Schönfelder leider knapp scheitert, was für ihn aber nur eine Motivation ist, im folgenden Jahr ein paar Sekunden schnell zu sein. Peter Jernej hatte schon vor dem Lauf Knieschmerzen, die trotz entsprechender Kühlung im kalten Wasser während dem Rennen nicht gleich verschwanden. Trotzdem erreichte er souverän das Ziel.

Über 1300 Finisher sorgten für ein tolles Lauferlebnis. Negativ war lediglich, dass es an manchen Hindernissen zu Wartezeiten kam, was aber viele der Läufer weniger als Strafe, sondern als willkommene Pause akzeptierten. Zudem gab es noch eine Medaille und ein Finisher-Shirt für die Strongfrauen und -männer. Auch nächstes Jahr werden deswegen sicher wieder einige LGS-Läufer nach Obertauern pilgern um sich im Schlamm zu suhlen und Hindernisse zu erklimmen!

Ergebnisse: http://results1.pentek-timing.at/results/show_results_db.php?veranstnr=12341&racenr=1

Bericht: Norbert Zeppitz